Rede von Hartmut Preuß im Stadtrat vom 26.03.2015 zur Schließung des Berufskollegs Augustastraße

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Ratsmitglieder.

Das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung soll geschlossen werden, entsprechend dem Gutachten von 2013/2014. Dieses Gutachten geht von einem demographischen Wandel   mit sinkenden Schülerzahlen bis zum Jahr 2024 aus. Damit einhergehend auch von angeblichen Raumüberhängen in den Berufskollegs von jetzt 45 Klassen/Fachräumen auf 113 Räume im Jahr 2024. Die Schülerzahlen der Berufskollegs sollen bis 2024 angeblich um 2250 sinken.

Aber:

Durch die Zuwanderung sind allein in den letzten Monaten über 1000 Schüler hinzugekommen. Es gibt mittlerweile 63 Ifo-Klassen – das sind internationale Förderklassen. Faktisch kommt jede Woche eine neue Klasse hinzu. Die Zuwanderung wird in den nächsten Jahren aber noch drastisch zunehmen. Denken Sie nur an Osteuropa bzw. die Ukraine. Allein für 2015 wird bundesweit mit über 500.000 Flüchtlingen gerechnet. Es wird daher in den nächsten Jahren nie zu einem Rückgang der Schülerzahlen kommen. Die Kinder aus den Ifo-Klassen werden auch in Ausbildungen gehen und damit in Berufskollegs. Also wird es auch hier nicht zu sinkenden Schülerzahlen kommen.

Sowohl die Handwerkskammer Münster als auch die Industrie und Handelskammer NRW weisen in ihren Stellungnahmen auf die Problematik solcher Prognosen wie jener im Schulentwicklungsplan hin. Die Industrie und Handelskammer NRW stellt sogar fest, dass im Kreis Recklinghausen schon einmal eine Kurzzeitprognose von sinkenden Schülerzahlen ausging. Tatsächlich stiegen aber die Schülerzahlen. Sie empfiehlt daher, die reale Situation im Auge zu behalten. In Gelsenkirchen werden die Prognosen jedoch durch die reale Situation schon jetzt kontakariert.

Und hier soll nun entschieden werden, trotz steigender Schülerzahlen, das Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung zu schließen?

Das, werte Ratsmitglieder, ist rational nicht nachvollziehbar.

 

 

Nun zu den angeblichen Raumüberhängen:

 

Fakt ist: Es existieren für Berufskollegs keine amtlichen Raumprogramme.

 

Die Projektgruppe ist von willkürlichen Setzungen ausgegangen.

 

So, in welchem Umfang Unterricht in den einzelnen Räumen stattzufinden hat zum einen und sie geht zum anderen von einer Klassengröße von 22 Schüler pro Klasse aus.

Bis auf eine einzige liegen aber liegen alle Schulen über der angegebenen Zahl.

 

Sinnvoll wäre es doch nun, die Klassenfrequenzen entsprechend zu senken und damit die Qualität des Unterrichts zu stärken, oder nicht?

Aber dann kann man natürlich nicht mehr auf angeblich bestehende Raumüberhänge verweisen.

 

Tatsächlich fehlt es schon heute an geeigneten Schulräumen z.B. an Fachräumen bei fast allen Schulen.

 

Fazit:

Die angegebenen und prognostizierten Raumüberhänge sind falsch.

 

Dazu kommen noch die zukünftig in die Berufskollegs drängenden Kinder aus den Zuwanderungsfamilien, was zusätzlichen Schulraum erfordert.

 

Das bedeutet:

Die Annahmen im Gutachten sind nicht haltbar.